Ich lebe noch!

Da bin ich wieder!

Viel ist passiert seit meinem letzten Eintrag. Ich bin nun schon seit über drei Monaten in Loltepes und habe mich hier mittlerweile gut eingelebt. Anfangs war ich vielen neuen Dingen ausgesetzt und durchlief einen großen Lernprozess. Dies lag nicht nur an der komplett neuen Umgebung, einer neuen Kultur, Sprache und neuen Menschen, sondern vor allem auch an der neuen Tätigkeit.
Ich bin hier momentan ausschließlich an praktischen Projekten beteiligt. Und ich habe richtig Gefallen daran gefunden 🙂 Durch die Arbeit habe ich auch gute Verbindungen zu den Jungs hier im Dorf geknüpft, die ebenfalls bei der Mission arbeiten. So endet fast jeder Abend mit einem Fußballspiel auf dem Bolzplatz. Über die Zeit sind wir als Mannschaft zusammengewachsen und spielen regelmäßig gegen das Nachbardorf Sukro. Unser erstes Match werde ich sicher nie mehr vergessen! Es war wohl das erste Mal, dass die Schule, gegen die wir spielten, einen weißen Mann- nämlich mich – gesehen hat. Das Spiel, das von rund 70 Zuschauern besucht wurde, war geprägt von wilden Rufen und Ausrufen gegen mich. Alle lachten, machten Späße und ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, einem Weißen beim Dorfkick zuzusehen. Alles natürlich sehr nette Menschen! Ich habe das mit Humor aufgenommen und mich davon anspornen lassen, alles zu geben. Welch ein wundervolles Gefühl, als wir 3:2 gewannen – vor allem, weil unser Dorf-Team zuvor fast immer verloren hatte!

Solche Erlebnisse, wie auch die Sprachbarrieren, haben mich schnell erkennen lassen, wie anders hier alles ist. Apropos Sprache: Mittlerweile kann ich sagen, dass ich die Sprache immer besser beherrsche und mich schon ganz gut mit den neuen Freunden und Kollegen unterhalten kann.

Auch meine Backkünste werden hier auf ein ganz neues Level gebracht


Ich genieße die Zeit sehr, vor allem die Natur, die mich immer wieder aufs Neue mit ihrer Wucht und Schönheit überrascht. Gerade ist die Regenzeit zu Ende gegangen. Von November bis Ende Dezember hat es hier in Strömen geregnet. Und plötzlich sprossen aus dem vertrockneten Boden und Staub grüne, frische Grashalme. Innerhalb einer Woche war die ganze Umgebung in Grün getaucht – und die Landschaft ist jetzt wunderschön! Natürlich brachte die Regenzeit auch Herausforderungen mit sich. Der Boden wurde so schlammig, dass es sogar einen speziellen Begriff, „Black Soil“, für die unbefahrbaren Straßenabschnitte gibt. Mehrmals mussten wir unseren, im Schlamm festgesetzten Land Cruiser, befreien – teils mit Schaufeln (oder den Händen, wenn keine Schaufeln verfügbar waren), manchmal auch mit dem Traktor. Diese Momente schweißen das Team zusammen und lehren einen, die Dinge so hinzunehmen, wie sie kommen. „Hamna Shida“ – kein Problem (nicht „Hakuna Matata“, das sagt hier niemand!) – ist die Philosophie.

An diese Umstände habe ich mich schnell gewöhnt. Das Leben hier ist sehr flexibel und bringt fast immer Umwege mit sich, sei es bei der Arbeit, wo oft viele Teile fehlen, oder im Haushalt, wo plötzlich alles voller Käfer und Spinnen ist.

Ich muss gestehen, dass ich auch in meiner Einstellung gegenüber Tieren geschult wurde. Tiere werden hier rein aus Nutzen gehalten, was den Umgang entsprechend prägt. Zu einer Feier gehört das kostbare Fleisch, und ich hatte tatsächlich die Möglichkeit, bei der „Vorbereitung“ dabei zu sein. Plötzlich stand ich mit einem Messer in der Hand da und wurde von einem Einheimischen eingewiesen, wie ich ein Schaf schlachten sollte. In der darauffolgenden Woche konnte ich mein Können direkt noch einmal unter Beweis stellen. (Sorry, Mama …)

Ja, es waren ein paar aufregende Monate!

Ein paar der Kids aus der Boarding

Aktuell ist hier Weihnachtspause, was alles etwas entspannter macht. Ich arbeite an vielen privaten Projekten, etwa für meine Uni-Bewerbungen, und verbringe viel Zeit mit der „Vijana“ (Jugend). Wenn der Tag mit Fußball endet, ist ein guter Schlaf fast garantiert. Dazu trägt auch der wundervolle und imposante Sternenhimmel bei – auf dem Balkon schläft es sich unter diesen Bedingungen noch besser.

Hier noch eine kleine Aufzählung der Tiere, die in unserer Umgebung leben und die ich schon oft gesehen habe: Affen, Elefanten, Giraffen, (viele) Zebras, (sehr viele) Gazellen sowie Wildschweine, Strauße und Schlangen. In unserer Umgebung gibt es auch zwei Löwenrudel – so viel Glück, einen zu sehen, hatte ich allerdings noch nicht. Naja, es bleibt ja noch etwas Zeit!

Mir geht es jedenfalls super. Ich habe eine intensive, abenteuerliche und gute Zeit mit vielen einschneidenden und prägenden Erlebnissen.

An alle, die mich auf irgendeine Weise unterstützen, sei es finanziell oder im Gebet: Vielen Dank! Und auch wenn du vielleicht schon vergessen hast, dass es mich gibt – Hamna Shida. Danke fürs Lesen!

Gott segne euch, und ein wundervolles neues Jahr wünscht euch

BLOG 1

TO NEW BEGINNINGS

Die ersten drei Wochen meines Tansania-Aufenthalts begannen in der Hauptstadt Dar es Salaam, welche mit 8 Millionen Einwohnern und einem prognostizierten Wachstum bis zum Jahr 2025  auf 13 Millionen Einwohnern, zu einer der schnell wachsensten Mega-Cities der Welt gehört! 
Hier sollte ich für die ersten Wochen von „Lehrerin Beatrice“, unserer Sprachlehrerin, in der hier amtlichen Sprache Kiswahili unterrichtet werden. Mit dabei waren drei Mädels, welche ebenfalls ein einjähriges FSJ in Tansania machen – unter anderem meine Mitfreiwillige im Massai Land: Tiana. 
Es waren intensive Tage! Der Unterricht begann bereits am Morgen und dauerte den ganzen Vormittag.  Wir hatten viel Spaß mit unserer Lehrerin, die in den Pausen auch gerne eine Runde Karten mit uns spielte. 
Außerdem bekochte uns „Mama Happy“ mit sehr leckerem Essen. Leider gab es in ihrer Familie einen Todesfall, so dass sie uns vorzeitig verlassen musste und wir dann selbst für unsere Mahlzeiten zu sorgen hatten. 
Das war aber längst nicht das Einzige, was passiert ist: 
Neben all den Eindrücken der komplett anderen Welt, ist auch so viel zu verarbeiten gewesen. So bin ich zum Beispiel in meiner zweiten Woche um mein Handy und ein paar Tausend tansanische Schillinge leichter geworden. Grund dafür war, dass wir am Strand ausgeraubt und überfallen worden sind! Tatsächlich haben wir auf diese schnelle und schmerzhafte Weise lernen dürfen, dass man sich als „Ausländer“ unter keinen Umständen an einem öffentlichen Strand aufhalten sollte. 
Zwei Diebe kamen mit einer Machete und einem Messer auf uns zu und trieben uns „Wazungus“ (Menschen aus dem Westen) in die Enge. „Give me money!“, riefen sie und drohten uns auf Kiswahili. Der eine Dieb griff in meine Hosentaschen und signalisierte mir, dass ich mich nicht wehren solle. Das tat ich besser auch nicht. 
Rückblickend sind wir uns natürlich unseres Fehlers bewusst. Wir wurden im Vorhinein aufgeklärt, nicht „alleine“ an öffentliche Strände zu gehen. Den Grund dafür wissen wir nun und sind dankbar, dass wir mit dem Schrecken und rein materiellem Schaden davon gekommen sind.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Tansania ein sehr friedliches Land ist und ich, abgesehen von dieser Lektion, überwiegend positive Begegnungen mit äußerst freundlichen und netten Menschen hatte! 
Schlussendlich habe ich dann beschlossen, das Beste aus der Sache zu ziehen: Ohne Handy hatte ich schlagartig viel mehr Zeit zum Lesen und Nachdenken. Ich konnte den Nachthimmel einfach nur genießen und stand nicht in der Versuchung, ständig ein Foto von allem machen zu müssen. 
Rückblickend war die Zeit in Dar es Salaam sehr aufregend, intensiv und schön: Die Sprache, die Begegnung mit den Menschen, die fremdartige Kultur, die Einkäufe auf dem Markt, das Essen und der herrliche Ausblick aus meinem Fenster – so viele neue Eindrücke! 
Und doch wird der eigentliche, wesentliche Teil meines Jahres hier in Tansania, ganz wo anders sein, in komplett anderen Umständen: Mitten im Nirgendwo, 120 km von der nächsten Stadt „Arusha“ entfernt, in einem kleinen Dorf namens Loltepes, im Massai Land. 
Am  18.09.2024  traten Tiana und ich dann die lange Busreise nach Arusha an. Wir waren aufgeregt und erfüllt von Vorfreude – auch nervös, dass uns kein Gepäckstück in den kommenden Stunden abhanden kommen würde. Nachdem wir eine Nacht durchgefahren waren, kamen wir schließlich in Arusha an. Dann wurden wir von Mitarbeitern unserer Base abgeholt.  Auf einem Jeep mit offenem Verdeck sitzend, fuhren  wir ins Massai Land. Allein die Fahrt dorthin war schon ein Traum und ich hatte das Gefühl, mich auf einer gebuchten Safari zu befinden. Ein Elefant überquerte direkt vor uns die Straße! Außerdem entdeckte ich Gnus, eine Giraffe, Vogelsträuße, Zebras und herrliche Vögel.
Mittlerweile bin ich nun seit rund 2 Monat hier auf der Base und lebe mich Stück für Stück ein. Von den vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen werde ich im nächsten Newsletter berichten. 

Euch allen vielen herzlichen Dank für eure Unterstützung, sei es durch Spenden, oder an mich denken und beten – oder auch einfach nur, dass ihr das hier gelesen habt!
Ich vermisse die Heimat schon jetzt sehr und gerade auch ohne Handy ist man nun wirklich ab vom Schuss und ohne Kontakt nach Hause. Aber all das wird einen guten Nutzen haben – ganz bestimmt!

Alle „Afrika-Freiwilligen“ von APCM, Jahrgang 2024
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